Für die Erkundung und Beschreibung von Grenzverläufen gibt es unterschiedliche Motive. Sie können einem konkreten öffentlichen oder privaten Interesse oder einfach einer persönlichen Neigung und Freizeitgestaltung entspringen.
Dazu einige Beispiele:
* Zwischen 1817 und 1861 entstand der erste vollständige Liegenschaftskataster des Kaisertums Österreich als Grundlage für die Besteuerung. Vermessungsingenieure erstellten dabei zu jeder der rund 30.000 Katastralgemeinden auch eine genaue Grenzbeschreibung. Näheres zu diesem verwaltungstechnischen Großprojekt findet sich unter Grundlagen - Vermessungswesen.
* Davon zu unterscheiden ist die etwa gleichzeitig durchgeführte 'Franziszeische Landesvermessung', die - wie die 'Josefinische Landesbermessung' aus den 1760er bis zu den 1780er Jahren - eine militärgeographische Zielsetzung hatte.
* In vielen Landschaften des deutschen Sprachraumes wurde bis weit in das 20.Jahrhundert die mittelaterliche Tradition einer gemeinsamen Begehung der Grundstücksgrenze aufrecht gehalten. Das feststehende Datum dafür waren entweder der Georgi- oder der Markustag (24. oder 25.April).
* Irgendwie in der Nachfolge dieser Begehungen werden in Österreich am Nationalfeiertag, dem 26.Oktober, Wanderungen entlang von Gemeindegrenzen organisiert. Ein Beispiel dafür bietet die Klosterneuburger Katastralgemeinde Kritzendorf.
* Die Grenzen sämtlicher Grundstücke der Österreichischen Bundesforste ergeben in Summe eine Grenzlinie von 24.000 Kilometer Länge. Sie sind laut Gesetz im Zehnjahresrhythmus zu warten. Diese Tätigkeit wird in Kooperation mit Zivilgeometern, Technischen Büros und - in waldreichen oder gebirgigen Regionen abseits der Besiedelung - auch von Ferialvermessungskräften durchgeführt.
* Elisabeth Knapp, engagierte Lokalhistorikerin aus Mauerbach, erforschte die noch vorhandenen historischen Grenzsteine ihrer Wohnsitzgemeinde und veröffentlichte 2009 unter dem Titel ‚Steinerne Zeugen’ einen Bericht darüber.
* Harald Blanda und Günther Brunnbauer, zwei ehemalige Bedienstete des Bundesamts für Eich und Vermessungswesen (BEV), gaben 2015 ein Buch mit dem Titel ‚Wiener Landesgrenze’ heraus. Als Ergebnis von 35 Begehungen der insgesamt 136,5 Kilometer langen Grenzlinie enthält es eine umfassende Dokumentation sämtlicher Grenzpunkte.
* Nicht immer strikt entlang der Grenze verläuft dagegen der 'rundumadum-Wanderweg', auf den die Gemeinde Wien alle Wanderfreudigen zum Grenzerlebnis in 24 Etappen samt Wanderpass und Wandernadel einlädt.
* Eine Beschreibung der alten Grenzsteine in und um den ehemaligen WIener Vorort Währing durch Friedrich Berg aus dem Jahr 2002 kann man auf der Website des Döblinger Heimatkreises von Wolfgang E.Schulz nachlesen.
* Der Publizist Georg Schreiber bewegte sich mit Unterstützung des Fotografen Gerhard Trumler für drei Bände 'An Österreichs Grenzen'. Bemerkenswert ist der Erscheinungszeitraum 1989 - 1991, also rund um den Fall des Eisernen Vorhangs.
* 2014 strahlte der ORF die opulente Universum-Dokumentation ‚Land der grünen Grenzen‘ aus. Sie zeigte nicht nur Besonderheiten entlang der österreichischen Staatsgrenze, sondern beschäftigte auch den Obersten Gerichtshof: erst vor kurzem wurde die urheberrechtliche Klage eines Filmproduzenten abgewiesen, der 2009 dem ORF eine ähnliche Programmidee vorgebracht hatte.
* In der Ö1-Sendereihe AMBIENTE gab es im Jahr 2021 einen Programmschwerpunkt 'Grenzerkundungen', der sich ebenfalls der österreichischen Außengrenze widmete. Jeweils einmal im Monat wurde ein Bundesland mit seiner Grenzregion porträtiert.
* Am 1. Juni 2023 startete der 44-jährige Extremsportler Andreas Ropin zu einer Umrundung Österreich entlang der Staatsgrenze. Nach 72 Tagen , 3.172 Kilometern und 100.000 Höhenmetern erreichte er wieder den Ausgangspunkt Großgmain in Salzburg.
* Eine Reihe weiterer Literaturhinweise finden sich unter 'Grundlagen'.