Am Rand von Hadersfeld
Hadersfeld wurde vor hundert Jahren auch 'Perle vom Wienerwald' genannt und wirkt mit seinen 160 Häusern und knapp 400 Einwohnern auf dreieinhalb von Wald und Wiesen dominierten Quadratkilometern auch heute noch wie aus der Zeit gefallen. Ohne jegliche Kosmetik konnte z.B. das Buschgettl eine Szenerie des frühen 18. Jahrhunderts für die ORF III-Dokumentation ‚Mein Belvedere - Prinz Eugen und sein Schloss‘ abgeben. Auffallend sind ein Schloss samt Forsthaus und ein den höchsten Punkt markierender Obelisk.
Das zweibändige Hadersfelder Heimatbuch von Konrad Lidmansky und Werner Olbrich beleuchtet mit Akribie und Zuneigung die Ortsgeschichte.
Im Hier und Jetzt kümmert sich ein rühriger Dorferneuerungs-Verein um verschiedene Aspekte des lokalen Gemeinschaftslebens.
Für jemanden, den seit Jahren eine über das gemeinsame Wandern hinausreichende Freundschaft regelmäßig nach Hadersfeld führt, ist die Grenzerkundung zwischen der zu St. Andrä-Wördern gehörenden Katastralgemeinde und den Klosterneuburger Katastralgemeinden Höflein, Kritzendorf, Kierling und Gugging beinahe ein Heimspiel. Dazu kommt stets eine gewisse ‚Ehrfurcht vor der Geschichte’, zumal die Grenzlinie einem Teil der über Jahrhunderte überlieferten Provinz-, Diözesan- und Viertelgrenze entspricht. Erfreulicher Weise findet sich heute noch eine große Zahl historischer Grenzsteine, auch wenn die meisten konservatorisch in keinem guten Zustand sind. In den Inschriften spiegelt sich das Jahrhunderte lange Aufeinandertreffen der Einflusssphären des Stifts Klosterneuburg (SC mit dem heraldischen Zeichen der Sturzkrücke) und des Hochstifts Passau (HSP) wider, letzteres auch durch die Herrschaften Königstetten (HK) und Judenau (HI) vertreten. Dazu kommen die historische Herrschaft Hadersfeld (HH), eine Zeit lang auch mit 'HHB' für Herrschaft Hadersfeld Bartolotti bezeichnet, sowie - mit der ältesten Gravur aus dem Jahr 1607 (!) - das Klosterneuburger Bürgerspital (S) als seinerzeitige Waldbesitzer.
Ehemals kaiserlich-landesfürstliches Eigentum erklärt das Vorkommen von Steinen mit dem stilisierten ‚Wäpplein’, dem ‚L’ und der Jahreszahl 1677 aus der großen ‚Grenzberaittung‘ unter Kaiser Leopold I. sowie solchen mit ‚TM’ und der Jahreszahl 1778 aus der Ausmarchung des Wienerwaldes unter Kaiserin Maria Theresia. Später wurde auch das kaiserlich-königliche Kürzel 'KK' angewendet. Heute sind das Stift Klosterneuburg (Eichberg, Hundsberg) sowie auf der Hadersfelder Seite die Familie Liechtenstein die relevanten Waldbesitzer. Sie alle sind leider auch für die unsensible ‚Pflege’ samt Neunumerierung der Grenzsteine verantwortlich.
Als doppelt ausgezeichneter Ort sei noch die Kreuzung der Grenzlinie mit der Landesstraße L2009 erwähnt - ein dreieckiger Leopoldinischer Grenzstein [E] steht hier in unmittelbarer Nachbarschaft zum 'Weissen Kreuz', das seiner historischen Funktion nach als 'Rotes Kreuz' gilt.
Die erste dünne Schneedecke des Winters 2020/2021 hat zu einer Fuß- und Fotowanderung entlang eines Gutteils der rund 6,5 Kilometer langen Grenze angeregt. Deutlicher als bei den (Be-)Suchen in den vergangenen Monaten sollten die markanten alten Grenzsteine ihre vom Laub befreite Umgebung kontrastieren.
Übersicht über die ausgewählten und abgebildeten Grenzsteine (vgl. Markierungen in der Landkarte)
Stein |
Standort |
GK Nord |
GK Ost |
KG Klbg. |
Kennzeichnung |
A |
Forstweg Richtung Hadersfeld Feuerwehr nach DEH-Tafel ‚Dreimarkstein |
48.342 |
16.259 |
HÖF |
3-Stein, 1727, HSP; HI, N.1, 1816?; SC mit Sturzkrücke; N. 1?; |
B |
Bergauf im Graben Richtung Obelisk |
48.342 |
16.261 |
HÖF |
Stein alt, SC mit Sturzkrücke; N. ?; |
C |
Unterholz Wiesenrand bei Gasbohrstelle |
48.338 |
16.268 |
HÖF |
Stein alt, SC mit Sturzkrücke; N. ? |
D |
Wegkreuzung bei Wiesenspitz Gasbohrstelle |
48.338 |
16.270 |
HOF/KRI |
3-Stein 1736, SC+Wappen, Nr. 157 |
E |
Weisses Kreuz Hauptstraße - Flexleitengasse |
48.331 |
16.268 |
KRI |
3-Stein 1677, L/Wappen; HHB ; HI(?) |
F |
Wald nach Hauptstraße bergab Richtung Marbachgraben |
48.327 |
16.269 |
KIE |
Stein 1607, S, N. 31?; HH 1781,120, N3, 478 (neu) |
G |
Marbachgraben links nördlich Redlingerhütte |
48.325 |
16.265 |
KIE |
3-Stein 1781, B.S, N.71; 483 (Anstrich) HH, N.8; 115, HI |
H |
Marbachgraben rechts südlich Redlingerhütte |
48.322 |
16.264 |
KIE |
3-Stein 1677, L/Wappen KK, N1; S; 488 (Anstrich) Krone HI, N110 |
I |
Wald oberhalb Graben (=Grenze) |
48.320 |
16.261 |
GUG |
Stein 1677?, Wappen, KK; H.K.; 1772; N3, 15 (neu) |
J |
Wald oberhalb Graben (=Grenze) |
48.321 |
16.260 |
GUG |
Stein 1677/1722, Wappen KK; H.K N4, 17 (neu) |
K |
Waldrand gegen Sulzwiese |
48.322 |
16.257 |
GUG |
Stein 1778 TM, KK; HK, 20 (neu), N19; daneben klein LAND NÖ |
L |
Waldrand bei Spitz Sulzwiese |
48.322 |
16.256 |
GUG |
Stein 1677/L, Wappen, 23; H.K. 1772, N. 7, Seite ??; daneben LAND NÖ |
M |
Forstweg am Südabhang Sonnberg |
48.321 |
16.255 |
GUG |
Stein 1792, I.S; 26, Seite KK |
N |
Forstweg am Südabhang Sonnberg |
48.321 |
16.254 |
GUG |
Stein 1778, TM, KK, 28, N14, GS |
O |
Forstweg weiter nach Norden auf Kuppe |
48.324 |
16.249 |
GUG |
Stein 1677, L/Wappen; SP, 500 (neu) |
P |
Wald bei Forstwegkreuzung nahe Tümpel |
48.326 |
16.250 |
GUG |
3-Stein 1816, Krone, HI, N106/4;TM mit Wappen, KK 1778; 497 (neu) SP |
Q |
Wald unterhalb Forstweg Richtung Lourdesbach |
48.327 |
16.246 |
GUG |
Stein alt, HI; ? |